Gedanken für den ersten Sonntag in der Passionszeit - Wer wird mich verraten?

Sat, 20 Feb 2021 08:53:42 +0000 von Pastor Ulrich Hillmer

Was für ein "Schlamassel"? Welch klangvolles Wort ist das. Viel schöner als das vergleichbare Wort "Durcheinander". Es ist ein Wort aus dem Jiddischen, der Sprache von einstmals 11 Millionen Juden im europäischen Bereich, gewachsen aus dem Hebräischen, Deutschen, Polnischen .... Wann immer es für die Juden in einem Land zu gefährlich wurde, haben sie ihre Sachen gepackt und sind weiter gezogen. Mitgenommen haben sie jedes Mal einen Teil der örtlichen Sprache - so ist dieses "Mischmasch" des Jiddischen entstanden. Und zum Glück haben sie uns mit diesen vielen schönen Worten auch etwas da gelassen nach all den Vertreibungen, die in dem millionenfachen Mord gipfelten, den Nazideutschland an den europäischen Juden verübt hat.
Marc Chagall hat in seinen Bildern Gesichter und Lebenswelten dieser europäischen Juden festgehalten. Und ihrem Leid hat er Ausdruck verschafft in dem Bild des gekreuzigten Jesus - heimgeholt in die Welt der Juden, der er entstammt, dargestellt mit dem Tuch eines Juden. 
Darf er das? Gehört Jesus nicht uns Christen?
Was für eine unsinnige Frage. Jesus gehört keinem Volk, keiner Glaubensgruppe per se. Er ist bei dem, der wie er den Weg des Kreuzes geht. Als Marc Chagall 1937 dieses Bild gemalt hatte, da hatten viele Christen, die sich an den Gedanken der Herrenrasse angeschlossen haben, diesen Jesus verloren. Sie hatten ihn verraten. Und er ist mitgegangen in die Konzentrationslager.
Quelle: unbekannt
Marc Chagall "Die weiße Kreuzigung"
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